INFLATION, ZINSWENDE UND GENDER PENSION GAP
STUDIE ZUM SPARVERHALTEN DER MENSCHEN DER VERGANGENEN ZEHN JAHRE
Die Menschen nehmen ihre Vorsorge zunehmend selbst und in jüngeren Jahren in die Hand als noch vor zehn Jahren. Bei ihrer Geldanlage setzen sie außerdem auf Aktien und Immobilien. Das ist ein Ergebnis des Swiss Life-Vorsorgereports, in dem das Unternehmen das Spar- und Anlageverhalten der 1,6 Mio. Kundinnen und Kunden der Finanzberatung analysiert. In der mittlerweile fünften Ausgabe des Reports betrachtet Swiss Life die Entwicklung des Vorsorgeverhaltens der letzten Dekade und der vergangenen 18 Monate im Kontext der hohen Inflation und Zinswende. Eine korrespondierende Marktforschung bietet zudem repräsentative Zusatzinformationen zu Motiven und Einstellung rund um Geldanlage, Sparen und Altersvorsorge.
Die Menschen sparen in jüngeren Jahren als noch vor zehn Jahren
Lag das Durchschnittsalter der Menschen, die erstmals eine Altersvorsorge und eine Absicherung abgeschlossen oder ein
Investment getätigt haben, im Jahr 2012 noch bei 36,9 Jahren, ist es binnen der letzten zehn Jahre um 1,5 Jahre auf 35,4 Jahre gefallen. Diese Entwicklung ist über alle Produktkategorien, mit Ausnahme der betrieblichen Altersversorgung, zu
beobachten. Besonders in den Produktkategorien Flexible Privatvorsorge (minus 5,7 Jahre), Immobilien und Alternative
Investmentfonds (minus 6,1 Jahre) und Investments (minus 4,2 Jahre) sank das Durchschnittsalter der Sparerinnen und Sparer erheblich. Durchschnittlich im Alter von 29,1 Jahren sichern Menschen ihr Einkommen ab und sparen ab einem Alter von 29,4 Jahren mit einer Rüruprente und ab 29,6 Jahren mit einer privaten Rentenversicherung in der dritten Schicht. In diesen Produktkategorien finden sich die jüngsten Kundinnen und Kunden.
Darüber hinaus zeichnet sich ein klarer Trend ab: Junge Menschen investieren mittlerweile verstärkt in Aktien und Immobilien, wie der Vorsorgereport ebenfalls zeigt. Die Altersgruppe der 16 bis 30-Jährigen verzeichnet seit 2012 ein Wachstum im Bereich Investments von 454 Prozent. Darunter fallen vor allem Aktien-, Misch- und Geldmarktfonds sowie ETF-Sparpläne. Die Menschen fanden dort gerade in der langen Niedrigzinszeit attraktive Renditemöglichkeiten. Gleichzeitig hat sich die Nachfrage nach Immobilien und alternative Investmentfonds (AIF), darunter Immobilien- und Private Equity-Fonds, in den letzten zehn Jahren mehr als verachtfacht. Dieses starke Wachstum ist ebenfalls vorrangig von der jungen Altersgruppe getrieben, aber auch von Frauen - sie verzeichnen in dieser Produktkategorie ein mehr als doppelt so hohes Nachfrageplus als Männer.
Frauen sorgen weiterhin seltener vor als Männer, aber sie fangen früher an
Die hohe Investitionsbereitschaft in Immobilien darf nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass Frauen weiterhin seltener vorsorgen als Männer. Im vergangenen Jahr waren 42 Prozent der Kundschaft weiblich und 58 Prozent männlich - genau wie im Jahr 2012. Beim Abschluss eines Altersvorsorgeprodukts sind Frauen mittlerweile 31,7 Jahre alt und beginnen damit durchschnittlich 2,3 Jahre früher mit ihrer Vorsorge als noch im Jahr 2012.
Die repräsentative Studie, die YouGov im Auftrag von Swiss Life Deutschland im Zeitraum von April bis Mai 2023 unter 2.089 Personen durchführte, zeigt zudem, dass 34 Prozent der Frauen in Deutschland noch überhaupt nicht in ihre Altersvorsorge investieren (Männer: 30 %) und überdurchschnittlich häufig angeben, Sorge vor Altersarmut zu haben. 56 Prozent der Frauen haben Angst vor fehlenden Finanzmitteln in der Rente (Männer: 49 %).
Coronapandemie hatte einen positiven Effekt auf das Vorsorgeverhalten der Menschen
Die vergangenen zehn Jahren waren volkswirtschaftlich geprägt von sinkender Arbeitslosigkeit, konstantem Wirtschaftswachstum und einem Niedrig- bzw. Nullzinsumfeld, was sich auch im Vorsorge-, Absicherungs- und Investitionsverhalten der Menschen widerspiegelt und zu einer wachsenden Nachfrage nach Vorsorgelösungen und Investitionen führte. Innerhalb der letzten drei Jahre stapeln sich mittlerweile aber die Krisen. Wie der Vorsorgereport zeigt, hatte die Coronapandemie mit Blick auf die Sparbereitschaft und das tatsächliche Sparverhalten allerdings einen positiven Effekt: Die Menschen haben die Zeit genutzt, um sich mit ihrer Altersvorsorge (+47 %) und ihren Investments (+46 %) zu beschäftigen. Zur Verfügung stehende finanzielle Liquidität, wie bspw. durch die Abschaffung des Solidaritätszuschlags, wurden dazu genutzt. Als Folge des Kriegsausbruchs in der Ukraine im Jahr 2022 und zunehmenden Lieferengpässen kam es in Deutschland zur Rekordinflation, mit der die Zentralbanken mit Zinserhöhungen reagierten.
Inflation lässt Menschen nicht an Altersversorgung sparen - Rechnungszinssenkung führt zu Tiefstand bei der Nachfrage
nach Riesterrenten
Die gegenwärtige Inflation führte nicht zu einer nachhaltigen Veränderung im Vorsorgeverhalten. Die Menschen bleiben ihrer Altersvorsorge auch in Inflationszeiten treu. Die Verbraucherinnen und Verbraucher haben zunächst die Entwicklungen beobachtet und investieren gegenwärtig wieder verstärkt in ihre Alterssicherung mit einem Plus von mehr als 20 Prozent in den ersten drei Monaten 2023. Der gesamte Bereich Altersvorsorge war im Jahr 2022 das Produktsegment mit der höchsten Nachfrage. Aber: Im Zuge der Rechnungszinssenkung verloren Riesterrenten an Attraktivität für Sparerinnen und Sparer. In den Jahren zuvor waren Riesterrenten vor allem bei Frauen eine stark nachgefragte Vorsorgelösung, sie schlossen durchschnittlich häufiger Riesterverträge ab als Männer. Die Nachfrage nach der staatlich geförderten Privatrente kam jetzt im vergangenen Jahr zu einem Tiefstand. Im ersten Inflationsjahr 2022 registrierte das Unternehmen nun vor allem Nachfragewachstum in den Bereichen Immobilien und Bausparen.
Quelle: Swiss Life Deutschland Holding GmbH, Swiss-Life-Platz 1, 30659 Hannover, www.swisslife.de